Globale Zeitenwende

Die Transformation von einem globalen, regelbasierten hin zu einem eher machtbasierten, «Deal»-orientierten System birgt nicht nur Risiken, sondern bringt für Anlegende auch Chancen mit sich.

Weiteres Puzzle-Teil in umfassender Veränderung

Der umfassende Wahlsieg der Republikaner bei den US-Wahlen im vergangenen November ist nur ein weiteres Puzzle-Teil in einer umfassenden Veränderung der geopolitischen Grosswetterlage. Eingeläutet wurde dieser Prozess bereits vor über 10 Jahren unter anderem mit der Machtübernahme von Xi Jinping in China und der damit verbundenen neuen Ausrichtung der nationalen Agenda.

Abkehr von einer regelbasierten Welt

Seither bewegt sich die weltweite Geopolitik schrittweise von einer regelbasierten Ausrichtung weg, hin zu einem primär machtbasierten, nationalistisch motivierten System. Verschiedene Auseinandersetzungen und Konflikte der letzten Jahre sind eine direkte Auswirkung, und die wirtschaftlichen Konsequenzen nicht mehr zu übersehen. 

Es ist unter Ökonomen weitestgehend unbestritten, dass durch die Globalisierung und die damit verbundene Neuausrichtung der Produktions- und Handelsströme in den letzten Jahrzehnten sowohl die Produktivität als auch der globale wirtschaftliche Wohlstand gestiegen sind. Was sind nun die wirtschaftlichen Konsequenzen, wenn dieses globale, regelbasierte System zunehmend in Frage gestellt wird? Und was bedeutet dies für Anlegerinnen und Anleger?

Die globale Neuordnung in Politik und Wirtschaft dürfte viel stärker auf individuelle Abkommen zu einzelnen Themenbereichen ausgerichtet sein, die aber auch jederzeit wieder neu ausgehandelt werden müssen, wenn der stärkere Partner sie nicht mehr als zweckmässig erachtet. Ein bekanntes Phänomen sind die einseitigen, situativ und nach politischen Aspekten festgelegten Handelszölle. Das reduziert die Zuverlässigkeit und Planbarkeit spürbar, was sich unmittelbar auch auf Unternehmen (Investitionen, Produktionsstandorte und Absatzmärkte) sowie Zentralbanken (Geldpolitik) auswirken dürfte.

Stefan Angele, Leiter Asset Management
«Wie André Kostolany richtig feststellt: ‘An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1. Man muss nur die Nerven haben, das Minus 1 auszuhalten.’»
Stefan Angele, Leiter Asset Management

Bedeutung aktiver Anlageentscheide steigt

In der Konsequenz sind auch die Finanzmärkte direkt betroffen, da sich diese Unsicherheit in erhöhter Volatilität niederschlagen könnte. Gut vorbereitete, selektive und somit aktive Anlageentscheide werden damit in Zukunft für Investoren nochmals wichtiger. Ebenso eine systematische, fortlaufende Überwachung des Portfolios, da sich die Rahmenbedingungen und damit Auswirkungen auf bereits getätigte Investitionen jederzeit wieder ändern können.

Eine der aktuell breit diskutierten Sorgen ist es, dass die von verschiedenen Seiten angekündigten Handelszölle das globale Wirtschaftswachstum deutlich abschwächen, gleichzeitig aber Produkte verteuern und damit wieder die Inflation anheizen könnten.

Gerade in einem solchen Szenario ist es wichtig, nicht alles Geld auf dem Konto liegen zu lassen, da es an Kaufkraft verlieren und dadurch den zukünftigen Lebensstandard schmälern würde. Eine sorgfältig ausgewählte, international breit abgestützte Anlagestrategie zu verfolgen, dürfte trotz dem Risiko, kurzfristig Rückschläge hinnehmen zu müssen, für viele längerfristig die bessere Wahl sein.


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