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Welchen Einfluss haben Erdöl-, Gas- und Heizölpreise auf die Kosten von Immobilien?
Ein Grossteil des Gebäudeparks in der Schweiz wird mit Heizöl oder Gas beheizt. Deshalb ist der Preis für fossile Brennstoffe bei den Betriebskosten der Immobilien, aber auch bei einer Ersatzinvestition in ein alternatives energieeffizientes Heizsystem ein mitentscheidendes ökonomisches Kriterium.
Die Finanzanalysten der LUKB zeigen die Entwicklung des Erdölpreises über die letzten 20 Jahre auf, geben eine mittelfristige Prognose und stellen Zusammenhänge zwischen Erdöl, Heizöl und Erdgas fest.
Die Öl- und Gaspreise sind seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine deutlich stärker ins Bewusstsein der Konsumenten gerückt. Der Anstieg der Öl- und Gaspreise ging mit einem starken Anstieg des Heizölpreises einher, da die Korrelation zwischen der europäischen Rohölsorte Brent in CHF und dem Heizölpreis in der Schweiz für eine Abnahmemenge von 6'000 - 9'000 Litern mit rund 0.7 sehr hoch ist.
Während die Gaspreise im Sommerhalbjahr 2022 auf einem Mehrfachen des üblichen Niveaus gehandelt wurden, verlief die Entwicklung beim Öl weniger dramatisch. Die Sorge um eine Strommangellage im vergangenen Winter und ein ungewöhnlich niedriger Pegelstand des Rheins hatten jedoch zu einem verstärkten Anstieg der Heizölpreise geführt. In diesem Jahr ist die Entwicklung deutlich entspannter. Diverse im letzten Jahr vorgenommene Massnahmen hatten zum Ziel, in diesem Winter eine Gas- und damit Stromknappheit zu vermeiden.
Die Heizölpreise liegen zwar immer noch über den langfristigen Preisniveaus, der jüngste Anstieg ist aber auch auf die Befüllung der Heizöltanks zu Beginn des Winters und die daher hohe Nachfrage zurückzuführen.
Brent, Erdgas und Heizöl
Erdöl mäandrierte seitwärts. Seit rund einem Jahr bewegt sich der Preis für Rohöl der Sorte Brent mehrheitlich in einer Bandbreite von USD 80 bis 100 pro Barrel (159 Liter). Gab es zu Beginn des Jahres noch Hoffnungen, dass China nach dem Auslaufen der Covid-19-Massnahmen wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren könnte, so zerschlugen sich diese in den folgenden Monaten immer mehr.
Das sich abschwächende chinesische Wachstum schlug sich in einer geringeren Ölnachfrage nieder. Um den Ölpreis zu stabilisieren bzw. zu stützen, haben die Mitgliedsstaaten der OPEC+, allen voran Saudi-Arabien und Russland, beschlossen, ihre Fördermengen zu reduzieren. Saudi-Arabien kürzt freiwillig um eine Million Barrel pro Tag und auch Russland hat sich zu einer Exportdrosselung verpflichtet. Diese Kürzungen sollen bis mindestens Ende 2023 beibehalten werden.
Während der in den Niederlanden gehandelte Gasfuture-Kontrakt im August letzten Jahres aufgrund von Befürchtungen über Stromengpässe in Europa auf fast EUR 350 pro MWh kletterte, lag der Preis in diesem Jahr meist unter der Marke von EUR 50 pro MWh. Der Angriff der Hamas auf Israel und die kältere Witterung haben den Preis wieder ansteigen lassen.
Dennoch ist die Situation auf dem Gasmarkt deutlich entspannter als im Vorjahr. Denn in Windeseile wurden neue LNG-Terminals gebaut, um Flüssiggas von neuen Vertragspartnern importieren und in Europa verteilen zu können. Zudem werden trotz der Sanktionen gegen Russland weiterhin kleine Mengen Gas aus dem Land importiert. Die Gasspeicher konnten daher kontinuierlich aufgefüllt werden und sind nahezu voll. Auch wenn die nächsten Monate kalt werden, gehen wir davon aus, dass Europa ohne grössere Schwierigkeiten und Gaspreisschwankungen durch den Winter kommen sollte.
Erdöl und Erdgas
Die beiden wichtigsten OPEC+-Länder haben im Frühsommer beschlossen, ihre Förderquoten zu kürzen, um den Ölpreis zu stützen, der aufgrund von Konjunktursorgen und der Bankenkrise in den USA unter Druck gekommen ist.
Während Saudi-Arabien an einem hohen Ölpreis interessiert ist und die Einnahmen für den Aufbau einer Infrastruktur benötigt, welche die Abhängigkeit vom Öl verringern soll, haben die USA diesen Schritt heftig kritisiert, da ein hoher Ölpreis ihren Kampf gegen die Inflation erschwert. Deshalb liessen sie auch zu, dass der Iran trotz Sanktionen der USA wieder mehr Öl mehr exportieren konnte. Sowohl die USA, der grösste Ölproduzent ausserhalb der OPEC, als auch Brasilien verzeichnen derzeit einen Anstieg ihrer Fördermengen.
Dennoch bleibt die Angebotssituation angespannt. Dies zeigt sich an den sehr niedrigen Lagerbeständen in Cushing, dem zentralen Öllager der USA. Auch die strategischen Reserven der Vereinigten Staaten von Amerika, die im vergangenen Jahr aufgrund der Ölknappheit angezapft wurden, sind niedrig und sinken weiter.
WTI Erdölpreis und Cushing Lagerbestände
Ein grosser Unsicherheitsfaktor ist neuerdings auch der Nahostkonflikt. Sollte dieser auf die umliegenden Länder übergreifen und die Ölproduktion beeinträchtigen, könnte es zu kurzfristigen Preisausschlägen nach oben kommen.
Trotz der Öffnung Chinas kam die Konjunktur nicht richtig in Schwung.
Das liegt zum einen daran, dass in der Folge die Infektionen mit Covid-19 so stark angestiegen sind, dass viele Unternehmen nicht mehr mit voller Kapazität produzieren konnten. Zum anderen belasten im Reich der Mitte ein maroder Immobiliensektor und eine hohe Arbeitslosigkeit die Wirtschaftsleistung. Dieses schwächere Wachstum in China einerseits und die anhaltenden weltweiten Leitzinserhöhungen andererseits führen zu einem Rückgang der globalen Ölnachfrage (siehe Grafik).
Verschiedene Organisationen gehen jedoch davon aus, dass aufgrund der Förderkürzungen der OPEC+ in den nächsten Quartalen trotz des schwächeren Wirtschaftswachstums ein Angebotsdefizit zu verzeichnen sein dürfte, was preisstützend wirkt.
EIA Globales Öl Angebot / Nachfrage
Die Rohölpreise und damit auch die Heizölpreise sind stark von politischen Entscheidungen und kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt.
Während die OPEC+ versucht, die Preise nicht zu stark fallen zu lassen und den Markt durch Förderkürzungen zu stabilisieren, sind die USA an einem eher niedrigen Ölpreis interessiert, um den Inflationsdruck zu mindern. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Unsicherheiten aufgrund der Leitzinserhöhungen und der Probleme in China enorm.
Die Gaspreise haben wieder historisch tiefe Niveaus erreicht und die Gasspeicher sind dank verschiedener Massnahmen praktisch vollständig gefüllt. Damit sind die Voraussetzungen gut, dass die Preise nicht mehr so starke Ausschläge verzeichnen, wie letztes Jahr und wir keine Blackouts bei der Stromversorgung erwarten müssen.
Aufgrund all dieser Faktoren gehen wir davon aus, dass sich die Öl- und Gaspreise weiterhin auf den derzeitigen Niveaus bewegen werden. Unerwartete politische Ereignisse oder ein ungewöhnlich kalter Winter könnten jedoch zu Schwankungen führen.
Wer mit fossilen Brennstoffen heizt, wird die nächsten Jahre mit einer leicht erhöhten Preisvolatilität bei Heizöl und Erdgas rechnen müssen. Die vorangehende Analyse zeigt, dass eine Preisprognose schwierig ist, und es somit der Zufall oder ein leerer Tank übernimmt, ob ein Einkauf zu guten Konditionen möglich ist (Heizöl) oder mit welchen Energiepreisen zu kalkulieren ist (Erdgas). Basierend auf der Energiestrategie des Bundes ist es jedoch sicher, dass die Abgaben/Steuern auf fossilen Energieträgern nicht sinken werden, sondern im Gegenteil. Die Schweiz hat die Ziele des Pariser Klimaabkommens unterzeichnet und sich verpflichtet bis 2030 den CO2-Ausstoss gegenüber 1990 zu halbieren und bis im Jahr 2050 CO2-neutral zu sein. Es lohnt sich bereits heute oder spätestens bei einer Ersatzinvestition, die ökonomische aber auch die ökologische Rechnung zu machen.
Wichtig ist dabei, dass die Immobilie gesamtheitlich betrachtet wird.